Bisher ungenutztes Potenzial: Jobcenter im Kreis Ahrweiler begleitet Frauen auf dem Weg von der Elternzeit in den Beruf
Alle reden vom Fachkräftemangel. Das „Jobcenter Landkreis Ahrweiler" begegnet diesem aktiv. Zum Weltfrauentag am 8. März verweist es als Beispiel auf die Frauenmaßnahme ELA.
„Das Potenzial speziell von Frauen, die nach der Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren oder überhaupt einen Beruf ergreifen möchten und nicht wissen, wo sie ansetzen können, wurde lange nicht erkannt und ist deshalb bisher oft ungenutzt geblieben", erklärt Martin Zimmermann: „Wer Kinder groß zieht und ein Familienleben managt, hat aber viele Fähigkeiten, auf die der Arbeitsmarkt heute nicht verzichten kann." Martin Zimmermann ist Beauftragter für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Betreuer der Maßnahme des Jobcenters, das ELA im vergangenen Jahr installiert hat. ELA steht für „Eltern aktiv in Arbeit". Das Beratungs- und Serviceangebot des Jobcenters Landkreis Ahrweiler richtet sich an Erziehende in oder nach der Elternzeit im Kreis Ahrweiler. Menschen wie Nashmia Alhamoud.
Arbeitsstelle im Visier
„Ich möchte wieder arbeiten, aber wie?", hat sich die 40-jährige Mutter nach der Geburt ihrer beiden jüngsten Töchter gefragt. Als diese fünf respektive drei Jahre alt waren, hat ein Mitarbeiter im Jobcenter sie auf ELA aufmerksam gemacht. Und die gebürtige Syrerin hat die Chance ergriffen. Schließlich ist sie auch in ihrer Heimat berufstätig gewesen, im pädagogischen Bereich. „Hier mussten meine Zeugnisse erst übersetzt werden, dann wurden sie nicht anerkannt", sagt sie. ELA und ein Freiwilliges Soziales Jahr haben ihr eine neue Perspektive gegeben: „Ich bin auf dem Weg Erzieherin zu werden", erklärt sie und strahlt.
Auch Roschin Jouma gehört zu den Teilnehmerinnen des ersten Durchgangs von ELA beim Jobcenter in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie hat seit Beginn ihrer Teilnahme an ELA während der Maßnahme von Mai bis Oktober 2022 Stück für Stück ihre Zurückhaltung aufgegeben. Die alleinerziehende Kurdin traut sich nun zunehmend Deutsch zu sprechen, Kontakt zu anderen aufzunehmen und überhaupt an eine Berufstätigkeit zu denken. Neben einem Sprachkursus hat sie dank ELA zwei Praktika absolviert, herausgefunden, was sie trotz persönlicher Einschränkungen leisten kann und nun eine Arbeitsstelle im Einzelhandel im Visier.
„Manche Teilnehmerinnen fehlt die Vorstellung, wie und wo sie am Arbeitsmarkt tätig werden können, anderen fehlen Sprachkenntnisse oder der Mut, sich zu bewerben. Manche Frauen können nach der Elternzeit auch nicht mehr Vollzeit arbeiten und verlieren deshalb ihren früheren Arbeitsplatz, und bei allen sind Kita-Plätze ein Riesenthema", weiß Martin Zimmermann. Bei all dem hilft das Jobcenter mit ELA.
Jobcoaching und Kinderbetreuung
„An zwei Tagen pro Woche gibt es Unterricht in der Gruppe, in Präsenz oder auch online, und einmal pro Woche ein Einzelcoaching, auch aufsuchend", erklärt Vera Honerbach von der rm competence GmbH als Träger der Maßnahme. Wichtig für die meisten Teilnehmerinnen: Eine Betreuung für ihre Kinder ist möglich und wird ebenso übernommen wie mögliche Fahrtkosten. Zudem wird ihnen das Material, bei Bedarf auch ein Laptop, gestellt. Die Teilnahme an ELA ist absolut freiwillig und für die Teilnehmerinnen kostenfrei.
Projektinhalte umfassen Kompetenzfeststellung, Berufsorientierung, Bewerbungsmanagement, Kommunikation, Netzwerkarbeit, bei Bedarf die Förderung sprachlicher und digitaler Fähigkeiten und immer die Entwicklung eines konkreten individuellen Plans für den Alltag mit Kindern und Beruf. Die Regelteilnahme ist sechs Monate mit Nachbetreuung von bis zu drei Monaten nach Arbeitsaufnahme. Bei einer Teilnehmerin von insgesamt zwölf im ersten Durchgang hatte ELA besonders schnell Erfolg, berichtet Honerbach: „Sie hat während des Projekts ein Praktikum im Hotel gemacht und schon nach ein paar Tagen der Probe wurde sie eingestellt."